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Winter auf Korfu

Aktualisiert: vor 3 Tagen

Es regnet – mal wieder. Dieser Winter war wirklich regenreich. Und manchmal auch richtig kalt. Die nächtlichen Temperaturen schon mal nahe 0 Grad. Aber sobald die Sonne rauskommt, ist hier schön warm. Glücklicherweise haben wir eine gut funktionierende Dieselheizung und (inzwischen) dichte Fenster. Dazu gleich mehr. Der viele Regen kann hier die Wasserdepots auffüllen und hoffentlich wird im Sommer dann nicht das Wasser wieder knapp. Korfu hat Quellen und Brunnen, die aber letztes Jahr auch nicht ausreichend Wasser liefern konnten, weil der vorige Winter so regenarm war.




Auch diesen Winter war der Hafen leer, niemand außer uns lebt auf seinem Boot und so waren die Kontakte hier spärlich. Das hat vor allem mir sehr zugesetzt, weil einfach niemand zum Austausch oder zu gemeinsamen Aktivitäten da war. Zu den Inselbewohnern hatten wir bisher nur wenig Kontakt, einzig eine Marina-Mitarbeiterin wurde so langsam zur Freundin.

Dann gab es im November eine Art Initialzündung und ich lernte zufällig auf der Straße vor einem Lokal zwei deutsche Frauen kennen. Wir kamen direkt in ein intensives Gespräch, was zum Austausch der Kontaktdaten führte. Beide Frauen wandern gerne und hören auch gerne Live-Musik, sodass gemeinsame Unternehmungen angesagt waren. Die beiden waren auf dem Weg zu einem kleinen Lokal mit Live-Musik und fragten, ob Thorsten und ich später dazu kämen.


Dieses Lokal ist eine interessante Location namens „Bizou“ mitten in Korfu Stadt. Eigentlich ein Antiquitätenladen, aber mit ein paar Tischen und Stühlen als Café/Restaurant mit Live-Musik betrieben. Alles ist sehr familiär und die Besitzerinnen sehr freundlich und herzlich. Wir fühlen uns dort ausgesprochen wohl und sind inzwischen so ziemlich jeden Samstagabend dort.

Der Pianist ist außerordentlich gut und begleitet verschiedene Musiker unterschiedlicher Stile. Ein Genuss – nach so etwas hatten wir schon länger vergeblich gesucht. Inzwischen kennen wir auch andere Bars mit Live-Musik. Social-media macht es möglich und natürlich persönliche Empfehlungen. In Korfu kann man Musik studieren und so gibt es viele begabte Musiker, die sich mit Auftritten Geld dazuverdienen.


Durch diese zwei Kontakte und Treffen in deren Gruppen zum Wandern und im Bizou, haben wir auch weitere deutsche und englische Bekannte und Freunde kennengelernt, die auf der Insel leben. Inzwischen gehe ich zum Yoga, wir wandern samstags mit einer großen Wandergruppe, wir gehen in die Stadt zur Live-Musik. Immer wieder begegnen uns neue Menschen, die wie wir auf Korfu leben und interessante (Lebens-)Geschichten erzählen. Alle haben sich irgendwann in die Insel verliebt, dieser Teil der Geschichten ist fast immer gleich. Einige sind mit Griechen verheiratet, andere hierhin ausgewandert. Durch unterschiedliche Interessen erfahren wir von immer mehr Möglichkeiten, was wir hier im Winter unternehmen können.

Diese Entwicklung ist sehr schön, weil es das ist, was mir am meisten gefehlt hat. Austausch mit Menschen und gemeinsame Erlebnisse sind für mich ein Teil meiner Lebensqualität.

Im Bizou haben wir dann auch Weihnachten gefeiert, ohne zu wissen, wie das wohl sein würde. Die Alternative war zu zweit was Schönes zu kochen und auf dem Boot zu sein.

So hatten wir einen wunderbaren Abend mit bekannten und unbekannten Menschen mit leckerem Essen und Live-Musik am 24.12. Es war eine sehr familiäre Atmosphäre und wir haben uns sehr wohl gefühlt.


Korfu Stadt ist in der Vorweihnachtszeit reich geschmückt. Überall blinkt und glänzt es, Lichterketten gibt es in Mengen.

Die Griechen wissen zu feiern. An manchen

Tagen ziehen Musikkapellen oder Chöre durch die Stadt. In den Geschäften gibt es reichlich Weihnachtsdeko und -zutaten. Auch für das deutsche Weihnachtsglück ist gesorgt mit Stollen, Lebkuchen und Glühwein.

Das Leben im Winter spielt sich durchaus auch draußen ab, so dass man sich im Wintermantel an Heizstrahlern in der Fußgängerzone wiederfindet, während man Glühwein oder Ouzo trinkt. Die Griechen putzen sich zum Stadtbesuch und an Sonntagen oft heraus und vor allem die Frauen sehen sehr schön aus, gut gekleidet und geschminkt. Die jungen Griechinnen scheinen kein Problem mit der abendlichen Kälte zu haben und gehen auch im Winter bauchfrei und im Minirock. Es sind viele junge Leute in der Stadt, weil es eine Universität gibt und ab Oktober das Semester beginnt.

So ist nun unser Leben sehr viel bewegter geworden mit vielen Kontakten und Unternehmungen. Wir wandern ja sowieso gerne und genießen zu Fuß die schöne Landschaft dieser Insel. Nach wie vor sind wir fasziniert von den Ausblicken, die sich immer wieder bieten, von den kleinen verwinkelten Dörfern und der unglaublichen Natur.



Auch im Winter blüht es hier überall. Außerdem sind die Zitrusfrüchte und Oliven erntereif. Die Bäume sind voll und die Erntearbeiten im vollen Gange. Es gibt immer wieder überraschend eine bunte Blumenwiese nach einem Waldstück oder blühende Bäume und Büsche. Und mit blühend meine ich bunt, viel, reichlich, fruchtbar, wunderschön 😊

Besichtigungen jedweder Art macht man am besten auch in der Wintersaison, sofern das Ziel überhaupt geöffnet ist. So gibt es hier diverse Museen und ein kleines Oliven-Seifen-Museum, das sehr interessant ist. Der beeindruckendste Ausflug ging allerdings aufs Festland, wo wir die Meteora-Klöster besucht haben. Diese ca. 20 Klöster wurden im 14. Jahrhundert auf hohe Felsen gebaut und 6 davon sind bis heute erhalten und teilweise von Mönchen und Nonnen bewohnt. Man braucht schon einen gewissen Grad an Fitness, um die vielen Stufen, die hinaufführen zu bewältigen.

Nach 3 Klöstern waren unsere Beine echt müde und später gab es Muskelkater. Der Anblick der Klöster auf den interessanten Felsformationen hatte es uns am meisten angetan. Innen wurde viel renoviert und in unseren Augen etwas zu viel des Guten getan. Es wirkt fast wie neu gebaut und lässt damit den altertümlichen Charme vermissen. Einige Kapellen waren noch ursprünglicher und hatten komplett bemalte Wände, die etwas von der altertümlichen Atmosphäre ahnen ließen und auch ein Museum hat uns das Leben in den Klöstern ganz gut vermitteln können. Überwältigt haben uns aber vor allem die Ausblicke von oben auf die Landschaft und die benachbarten Klöster.

Was gibt es sonst zu berichten? Im November und März waren wir in Deutschland und haben Freunde und Familie und einen Geburtstag und eine Theaterpremiere besucht. Wir haben es sehr genossen alle wiederzusehen und zusammen zu sein zum Erzählen und gemeinsamen Unternehmungen. Es waren sehr bereichernde Besuche, die natürlich in dieser komprimierten Form sehr anstrengend, aber gleichzeitig wunderschön sind. Mit Erlebnissen angefüllt sind wir dann gerne wieder zurückgekommen auf unsere Soulshine.

An den langen Wintertagen kann ich mich bestens mit meiner Fotografie beschäftigen. Ich mache zurzeit zwei sehr unterschiedliche Fortbildungen, die mich sehr viel weiterbringen und mir zudem immer wieder neue Fotoaufgaben geben und neue Techniken sowohl in der Bildgestaltung wie auch in der Bildbearbeitung vermitteln. Sehr lohnenswert!

Am Boot gibt es natürlich auch Winterarbeiten. In einer nervenaufreibenden Aktion, die im Oktober begann und im März endlich beendet war, wurden neue Wassertanks eingebaut. Unsere alten Tanks waren leider durchgerostet und eines morgens stand Wasser im Boot.

Bei dieser Aktion haben wir auch einen Festwasseranschluss einbauen lassen. Das ist eine Verbindung vom Wasseranschluss am Steg unter Umgehung der Wassertanks direkt in unsere Wasserleitung. Dadurch müssen wir nicht andauernd unsere Wassertanks auffüllen und es stand trotz der Reparaturen immer fließendes Wasser zur Verfügung.

Wir haben neue Sonnenrollos eingebaut und im Bad und in der Küche wurden neue Armaturen eingebaut, die erstens schön aussehen und zweitens nicht mehr lecken. Ich habe ein undichtes Fenster abgedichtet und hoffe, dass es hält, weil ich das noch nie gemacht habe und es seitdem nicht mehr so viel geregnet hat.

Unsere Fly hat eine neue Persenning gekommen und ein paar Kleinigkeiten am Teak wurden ausgebessert. Natürlich werde ich auch dieses Jahr wieder das Holz außen lasieren, das Teak reinigen und alle Fender, damit wir in der Saison ein schönes, sauberes Boot haben.

Der Regen ist allerdings zurzeit sehr sandig (weil aus Süden kommend) und somit lohnt Fensterputzen noch nicht so richtig.


Thorsten hat die Motorwartung gemacht und die Hydraulikleitungen und die Elektrik überprüft, sodass wir für die neue Saison gut vorbereitet sind. Wir freuen uns schon, wenn es Ende April auf unsere nächste Tour geht.

Bis dahin erwarten wir noch lieben Besuch, der gerne ein paar Einblicke in unser neues Leben bekommt. Inzwischen trudeln auch die ersten andern Bootsbesitzer ein, die bis zum Herbst oder zumindest ein paar Wochen bleiben. Boote werden für die Saison vorbereitet und das Leben in der Marina erwacht wieder. Auf der Insel werden jetzt Ende März die Läden und Restaurants wieder hergerichtet und alles erwacht so langsam aus dem Winterschlaf.



 

 

 

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