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Autorenbildthorstenwilkens0

Mit Getriebeschaden auf Korfu gestrandet. Das Ende der Langfahrt?


Wie Kerstin schon berichtet hatte, hatten wir bereits in Albanien technische Probleme mit dem Steuerbordgetriebe. Wir hatten in Durres und Vlores einen Mechaniker an Bord, der der Meinung war das Problem erkannt und behoben zu haben. Er war der Ansicht, dass die Getriebeprobleme vom Steuerungshebel von der Fly (oberer Steuerstand) kämen und das Steuerungsseil, dass die Schaltung (Vorwärts/Neutral/Rückwärts) vornimmt, nicht richtig ein- und auskuppelt (im Vergleich zum Auto).

Er hat den Steuerhebel der Fly deaktiviert und ich musste vom Innensteuerstand aus manövrieren. Wir bezahlten 450 Euro, da der Mechaniker sicher war das Problem erkannt zu haben und uns soweit wieder seetüchtig gemacht zu haben.


Leider war dies nicht der Fall wie wir beim ersten Ankermanöver nach dem Einklarieren in Griechenland feststellen mussten.

Das Problem und die Symptome mal aus technischer Sicht:






Bereits in Kroatien hatte ich festgestellt, dass das Getriebeöl des einen Getriebes dunkler und etwas trübe war. Aus diesem Grunde habe ich vor Abfahrt noch einen Getriebeölwechsel gemacht. Auch dieses Öl war ja schon viele Jahre drin, wenn auch wenig gefahren. Ich machte mir deshalb keine Gedanken darüber.

klares Getriebeöl


Hinweis an alle: ist euer Getriebeöl dunkel oder trübe, sofort einen FACHMANN beauftragen das zu prüfen! Getriebeöl sollte immer klar und hell sein!




Während der Fahrt stellte ich fest, dass die Temperatur des Getriebes auf der Steuerbordseite höher war als auf der anderen Seite. Auch das ist ein Alarmsignal, kann aber verschiedenste Gründe haben. Kleiner Seitenausflug, der Mechaniker in Albanien hat den großen Wärmetauscher entkalkt. Hier waren diverse Röhren bereits durch Kalk zugegangen. Das Kühlwasser fließt von der Seewasserpumpe erst durch den Ölkühler dann durch den Wärmetauscher (kühlt das Kühlwasser des primären Wasserkreislaufs) und anschließend durch den Getriebe-Ölkühler. Der ist der letzte und muss mit dem klarkommen was überbleibt 😉 Die Vermutung war, dass die erhöhte Temperatur des Getriebes hierdurch verursacht wurde. Der Mechaniker in Albanien war der Meinung, dass die Probleme dadurch verursacht wurden, dass nicht komplett eingekuppelt wurde und dass das Getriebe durchrutscht. Dabei wurde aus seiner Sicht Metallspäne von den verschiedenen Kupplungsscheiben abgerieben und die hat er dann im Getriebeöl gefunden. Er war der Ansicht, dass durch zweimaliges Spülen mit Getriebeöl alle Späne wieder raus seien. Grobe Fehlannahme!

Beispiel-Getriebe-Plan

So ein Getriebe ist eine hochkomplexe Maschine und besteht aus mehr als einhundert Einzelteilen. Es gibt diverse Scheiben, Lager, Zahnräder, Bleche usw. Späne bekommt man ohne ein Zerlegen des Getriebes niemals raus! Die Metallspäne zerstören relativ kurzfristig das gesamte Getriebe.



Fazit in Korfu: Kapitaler Schaden am Steuerbordgetriebe!

Ende der Langfahrt?


Nun noch einmal zur Situation beim Ankern nach dem Einklarieren. Wir kamen bei recht viel Wind in eine kleine recht volle Bucht. Es waren bereits viele andere Boote hier, die wie wir Schutz vor dem Wind aus Nord gesucht haben. Es hat ordentlich geblasen! In der Bucht war es einigermaßen ruhig, allerdings kamen immer wieder Fallböen vom nahen Berg herunter, die die dort liegenden Schiffe hin und her schoben. Wir haben also ein Platz zwischen den anderen Booten gesucht und versucht mit genügend Abstand zu den anderen zu ankern.

Dabei habe ich feststellen müssen, dass das Eindrehen durch eine Maschine vorwärts und die andere rückwärts nicht funktioniert hat. Ich hatte es noch auf den Wind geschoben. Die Situation war durchaus stressig, da wir den anderen Schiffen zum Teil sehr nahekamen. Diese Ankersituation führte zu mittleren Verwerfungen zwischen Kerstin und mir. Etwas was normalerweise nicht passiert. Ich bin unter richtigen Stress nicht der Beste im Kommunizieren. Vorausgegangen war ja auch schon die Situation beim Einklarieren (s. Bürokratie in Griechenland). Der dritte Anlauf passte dann und wir lagen fest vor Anker.



Am nächsten Tag sind wir in die Marina Gouvia gefahren. Es war weiter heftiger Wind und Gewitter für die kommenden Tage angesagt. Dies wollten wir in der Marina abwettern. Schon bei der Abfahrt stellte ich fest, dass die Steuerbordmaschine nicht „mitspielt“. Also fuhren wir mit einer Maschine (zum Glück haben wir zwei!) in die Marina. Zuerst noch tanken, da die Tankstelle frei war. Hier hat das Anlegemanöver noch sehr gut geklappt. Danach, mittlerweile hatte auch der Wind deutlich zugenommen, ging es in die Marina. Ich hatte vorher einen Platz im Internet gebucht. Es war ein Endplatz am Steg und ich war sicher es wird einfach dort anzulegen. Pustekuchen! Der Platz war belegt und er Marinero schickte uns in eine sehr enge Boxengasse. Am Ende dieser entschied er, dass hier wohl doch kein Platz für unser Schiff sei und wir rückwärts - umdrehen ging nicht da es viel zu eng war - aus der Gasse wieder raus mussten. Langsam und unter recht viel Einsatz des Bugstrahlruders ist es mir gelungen. Leider ging der Stresslevel bei uns beiden wieder hoch. Nach einigem hin und her hat der Marinero einen Platz für uns gefunden. Aufgrund des nun recht steifen Windes war das Anlegen in der finalen Box wie aus dem Lehrbuch „Wie man es nicht machen sollte“ Long Story short, irgendwann waren wir fest und das Festmach-Bier wohlverdient ☹

Am nächsten Tag kamen zwei Mechaniker an Bord, die recht schnell feststellten, dass das Getriebe einen Schaden hat und nur nach Zerlegen beurteilt werden könne, was zu tun sei. Sie zeigten mir, dass ein- und auskuppeln nicht mehr möglich war. Selbst im ausgekuppelten Zustand drehte die Welle und bei Rückwärts machte das Getriebe Geräusche.

Am nächsten Tag kamen die Kollegen mit einem Taucher wieder. Der Taucher hat die Welle unter dem Schiffe abgedichtet und gesichert. Wir haben neue PSS Wellendichtungen und diese sind bei ungleicher (nicht ausgerichteter) Lage der Welle möglicherweise undicht und lassen Seewasser einströmen. Die Welle war gesichert und abgedichtet und anschließend wurde das Getriebe ausgebaut. Glücklicherweise haben die Mechaniker am Samstag gearbeitet und ich konnte mir den Schaden am Nachmittag anschauen. Es sah gar nicht gut aus!!

Eine Achse im Getriebe hatte sich gelöst, diese ist normalerweise fest eingepresst und bewegt sich nicht. Diese Achse rieb an der Rückseite des Getriebegehäuses und der Abrieb hat viele Zahnräder und Kupplungsscheiben beschädigt. Eine Reparatur des Getriebes, hautsächlich wegen der losen Achse, erschien nicht praktikabel. Wir beschlossen ein gebrauchtes Borg-Warner Getriebe zu suchen. Leider war die Suche erfolglos. Möglicherweise gäbe es eins in den USA, aber ob es wirklich das passende Teil sei, könne man nicht sagen.

Also wurden Alternativen gesucht. Die erste Alternative war der Austausch des Getriebes durch ein neues. Leider haben die alten Borg-Warner Getriebe einen leichten Versatz zwischen Motor (Getriebeeingang) und Welle (Getriebeausgang) von 2,5 cm. Moderne Getriebe haben keinen Versatz oder einen deutlichen Versatz von knapp 10 cm. Bei Einbau eines neuen Getriebes müsste der Motor um 2,5 cm abgesenkt oder um 7,5 cm angehoben werden. Ein Anheben geht nicht, da oberhalb zu wenig Platz verbleiben würde und ein Absenken bedeutet Ausbau des Motors, Ändern der Motorfundamente und wieder Einbau des Motors. Ein riesiges Unterfangen zudem eine gleiche Untersetzung des Getriebes auch nicht zu bekommen ist und es angeraten wäre die Prozedur an beiden Maschinen vorzunehmen.

Glücklicherweise kann die zweite Alternative nun doch umgesetzt werden. Die Mechaniker haben eine Quelle für Ersatzteile hier in Griechenland aufgetan und bauen das alte Getriebe quasi neu auf. Das Hauptproblem ist dieses Teil mit der losen Achse. Dies war und ist nicht zu bekommen. Die Techniker haben aber eine Möglichkeit gefunden, die Achse zu befestigen. Hierzu werden sie eine neue Bohrung machen und die Achse mit einem Bolzen oder Schraube sichern. Die beschädigten Teile werden ersetzt und danach ist das Getriebe so gut wie neu.

Wir hoffen, dass die Arbeiten dieses Wochenende abgeschlossen werden, das Getriebe eingebaut werden kann und wir unsere Fahrt spätestens Montag oder Dienstag fortsetzen können.

Drückt uns die Daumen, dass nicht noch etwas dazwischenkommt.


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